Der Rat der Stadt Menden entscheidet in seiner Sitzung am 6. Februar über den Antrag, sich - wie schon die Städte und Gemeinden Arnsberg, Wickede und Ense - für eine Beendigung der Planungen der A46/B7n auszusprechen. Die Mendener Verwaltung hat dazu zusätzlich eine aktuelle Vorlage erstellt. Dabei spricht sie sich dafür aus, „neue (inter-) kommunale Mobilitätskonzepte zu entwickeln, die eine Optimierung des Gesamtsystems ohne den Weiterbau der A46/B7n sowie unter Einbeziehung aller Verkehrsträger zum Ziel haben.“ Ergebnis der in der Vorlage zusammengetragenen Aussagen sei, so die Mendener Verwaltung „die Einstellung der A46/B7n unter den aktuellen Bedingungen“.
Im Vorfeld der Sitzung stellen die folgenden Mendener Bürger*innen am heutigen Mittwoch öffentlich dar, warum sie aus ihrer jeweiligen persönlichen und beruflichen Perspektive den Rat auffordern, in der kommenden Woche für eine Beendigung der Autobahn-Planungen zu stimmen.
Heiner Korte, Landwirt:
„Unsere Böden bilden die Grundlage für unsere Ernährung. Durch den Bau der A46 würden je nach Trassenführung weitere Ackerflächen verschwinden. Dabei wäre schon heute im Fall einer Notsituation die regionale Versorgung der Bevölkerung nicht mehr gewährleistet. Der Verlust von Ackerfläche bedeutet darüber hinaus ein weiteres Höfesterben gerade in der kleinbäuerlichen Landwirtschaft.“
Dr. Volker Menz, Kardiologe:
„Laut Weltgesundheitsorganisation stellt der Klimawandel die größte Gesundheitsbedrohung der Menschheit dar. Die Auswirkungen werden weitaus katastrophaler und länger andauernd sein als die Coronakrise. Starkregen und Überschwemmungen nehmen zu, was das Auftreten tropischer Infektionskrankheiten bei uns begünstigt. Die Zahl der Hitzetoten wird steigen. Bei weiter zunehmendem Verkehr dringen Mikropartikel in der Luft durch Abgase, durch Reifen- und Bremsabrieb über die Lunge in den Körper ein. Das erhöht das Risiko von Lungenkrebs, Diabetes und neurologischen Störungen, vor allem aber von Atemwegs- und Herz-Kreislauf-Erkrankungen. Das letzte, was wir in dieser Situation brauchen können, ist eine neue Autobahn durch die Reste unserer Natur. Um den nachfolgenden Generationen das Recht auf Gesundheit und gesunde Lebensbedingungen zu sichern, möchte ich daher den Rat der Stadt Menden auffordern, sich gegen den Bau der A46 auszusprechen.“
Birgit Fiedler, Pfarrerin:
„Als Menschen haben wir in christlicher Perspektive den Auftrag, die Schöpfung Gottes, die uns in ihrer Schönheit geschenkt und anvertraut ist, zu bebauen und zu bewahren. Das heißt, dass wir verantwortlich abwägen, was in diesem Sinne das Beste für unsere Stadt und unsere Region ist. Jetzt ist nach Prüfung aller Argumente der Zeitpunkt, den Weiterbau der A 46 endgültig von der Tagesordnung zu nehmen und unsere Kräfte einzusetzen für kreative, neue, gute Lösungen im Verkehrssektor, und so fürsorglich mit der Schöpfung umzugehen. Auf dass wir immer noch, wenn wir unsere Mendener Wälder mit all ihrer Tier- und Pflanzenvielfalt anschauen, staunend sagen können: „Und siehe, es ist sehr gut.“
Dr. Andreas Gahl, Unternehmer:
„Eine der großen Herausforderungen unserer Zeit ist es, die Umstellung aller Prozesse auf treibhausgasneutrale Alternativen möglichst effizient und wirtschaftlich zu gestalten, um auch unsere internationale Wettbewerbsfähigkeit nicht aufs Spiel zu setzen. Dazu leistet die A46 keinen Beitrag, im Gegenteil, sie ist eher kontraproduktiv und weist ein äußerst negatives Kosten-Nutzen-Verhältnis auf.
Daher wäre es sinnvoll, wenn auch die Mendener Ratsmitglieder der Bundespolitik mit ihrem ablehnenden Beschluss deutlich machen, dass die A46 nicht mehr in die Zeit passt und das Geld viel effizienter an anderer Stelle eingesetzt werden sollte. Ein Beitrag zur Einhaltung der Schuldenbremse, ohne die großen Herausforderungen aus den Augen zu verlieren.“
Prof. Dr. Johannes Weyer, Mobilitätsforscher:
„Eine Autobahn wie die geplante A46/B7n ist eine teure Investition in die Vergangenheit, die unsere Verkehrsprobleme nicht lösen wird. Es gibt nur ein Mittel gegen Staus, Lärm und Gestank: Wir müssen in die Zukunft investieren, in neue Formen flexibler, vernetzter Mobilität. Die Region sollte mutige Schritte unternehmen und zum Vorreiter nachhaltiger Mobilität werden - nicht nur im Interesse der Natur und der hier lebenden Menschen, sondern auch im Interesse der heimischen Wirtschaft, die davon profitieren wird.“
Klaus Brunsmeier (Bund für Umwelt und Naturschutz Deutschland), erklärt dazu: „Weitere Planungen für eine unnötige A46/B7n sind schon allein aus Klimaschutzgründen nicht mehr zu verantworten. Dazu kommt, dass in der aktuellen Situation die Sanierung, der Erhalt und die Optimierung unserer Verkehrswege absoluten Vorrang haben müssen, um unsere vorhandene Infrastruktur in einem neuen Zusammenwirken aller Verkehrsträger zukunftsfähig zu machen.“
Erstmalig spricht sich nun auch die Mendener Verwaltung eindeutig gegen den Bau der A46 aus. Die umfangreiche Vorlage der Verwaltung für die Sitzung des Rates in der kommenden Woche zeigt deutlich auf, dass die Zeit für die A46 abgelaufen ist.
„Es gibt kaum nennenswerte Vorteile durch den Bau, aber jede Menge gravierender negativer Auswirkungen. Es ist deshalb gut, dass auch mit der Vorlage die Politik aufgefordert wird, sich gegen die weiteren Autobahn-Planungen auszusprechen. Damit wird endlich der Weg frei für andere kommunale und regionale Verkehrsplanungen ohne A46. Jetzt muss sich der Rat in der kommenden Woche dieser Auffassung der Verwaltung nur noch anschließen. Mit den schon getroffenen Beschlüssen in Arnsberg, Ense und Wickede gäbe es damit eine fast einstimmige Haltung in der Region für eine Beendigung der A46-Planungen“, so abschließend Stefan Neuhaus und Lothar Kemmerzell, Sprecher der Gruppeninitiative gegen den Bau der A46 (GigA 46).
Für Nachfragen steht Ihnen Stefan Neuhaus unter der Nummer 0152 - 36968965 zur Verfügung.