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Statements der Bürgermeister-Kandidat*innen Kommunalwahl 2020

Statement Christian Schweitzer, Bürgermeisterkandidat Hemer

Ich danke Ihnen für Ihr Interesse an der Kommunalwahl 2020 und nehme zu Ihrem Schreiben vom 02.07.2020 und der dort genannten Frage gerne wie folgt Stellung:

Der Klimawandel erfordert eine energische Verkehrswende. Im Rahmen des gemeinsamen Verkehrsentwicklungsplans der Städte Hemer, Menden und Iserlohn sowie des Hemeraner Radverkehrskonzeptes haben wir uns bereits auf den Weg gemacht, gemeinsam die Mobilität von morgen zu gestalten. Diesen Weg möchte ich als Bürgermeister kontinuierlich fortsetzen. Es geht hier um die Stärkung des Fuß- und Radverkehrs sowie des ÖPNV. Vor Ort sind zahlreiche Einzelbausteine erforderlich, wie z.B. die zuletzt in Hemer beschlossenen Hol- und Bringzonen für weiterführende Schulen, um den Anforderungen des Klimawandels gerecht zu werden.

Das von Ihnen angesprochene Projekt „46sieben“ der Verlängerung der A46 bis Menden als vierspurige Autobahn mit anschließender dreispuriger Bundesstraße von Menden bis zur A445 ist hingegen kein kommunales Projekt. Vielmehr handelt es sich hier um eine Angelegenheit des Bundes. Die zuvor genannte Variante wurde vom Gesetzgeber geprüft und als geeigneter Beitrag zur Lösung der Verkehrsprobleme in der Region angesehen. Die Entscheidung des Bundestages, das Projekt „46sieben“ im Bundesverkehrswegeplan 2030 im vordringlichen Bedarf einzustufen, akzeptiere und befürworte ich aus den nachfolgenden Gründen. 

Der Lückenschluss zwischen Hemer und Arnsberg hat zunächst eine raumstrukturelle Bedeutung und schafft so eine leistungsfähige Anbindung zwischen den Ballungsräumen Rhein-Ruhr und Südwestfalen. Entscheidend für mich als Hemeraner ist aber die Entlastung von hunderten Bürgerinnen und Bürgern, die heute z.B. an der B7 massiv durch bis zu 25.000 KFZ/Tag mit Lärm und Schadstoffen belastet werden.  Hinzu kommt, dass unsere Wirtschaft in Südwestfalen ohnehin zahlreiche Wettbewerbsnachteile zu ertragen hat. Eine angemessene verkehrliche Anbindung unserer Region ist daher auch für unsere Unternehmen erforderlich. Ohne deren Arbeitsplätze und Gewerbesteuerzahlungen kann Südwestfalen und auch Hemer in Zukunft nicht als attraktive Heimat für uns alle fortbestehen.

Gleichwohl wäre es mir als Bürgermeister sehr wichtig, die hemerspezifischen Anforderungen und Interessen in den Planungsprozess einzubringen. Es geht hier um die Sicherheit und Gewissheit für die Bürgerinnen und Bürger in Landhausen/Stübecken, die von einer Untertunnelung betroffen wären, dass durch angemessene Vorkehrungen gewährleistet wird, dass keine Schäden und Beeinträchtigungen an deren Immobilien entstehen. Zudem ist der wertvolle Freiraum, z.B. im Bereich der Waldemei, zu schützen.

Seit Jahrzehnten wird über den Lückenschluss diskutiert. Das Land NRW hat alle Bürgerinnen und Bürger eingeladen, sich im aktuellen Planungsverfahren einzubringen. Meines Erachtens ist dies der richtige Weg für Projekte in dieser Größenordnung. Von der Linienbestimmung über die Entwurfsplanung bis hin zur Planfeststellung sind noch zahlreiche Abstimmungen und Abwägungen erforderlich. Unterschiedliche Meinungen und Einschätzungen sind dabei nachvollziehbar und auch hilfreich, um die beste Lösung zu finden. Es müssen zahlreiche Faktoren wie Topografie, Schutz der Umwelt und Vermeidung unnötiger Belastungen für die Anwohnerinnen und Anwohner berücksichtigt werden. Ich setze mich dabei für einen transparenten und offenen Austausch ein, um auch die lokalen Anforderungen einbringen zu können. Abschließend müssen dann aber auch Entscheidung getroffen und Maßnahmen umgesetzt werden, um Klarheit und Verlässlichkeit für uns alle zu schaffen.

Gleichwohl, dass Sie in dieser Angelegenheit eine andere Auffassung vertreten, freue ich mich auf den weiteren Austausch – gerne auch zu kommunalen Projekten zur Stärkung der Nahmobilität – und stehe Ihnen für Rückfragen jederzeit zur Verfügung! 

Christian Schweitzer
 

Statement Christa Kunze, Bürgermeisterkandidatin Hemer

Vielen Dank für Ihr Anschreiben und Ihr politisches Interesse.


Sie haben viele Argumente gegen den Weiterbau der A46 genannt. Diese im Einzelnen zu betrachten, würde den Rahmen sprengen, insbesondere weil die Gründe pro und auch contra in der Öffentlichkeit und auch der Presse hinlänglich ausgetauscht wurden.


Daher möchte ich den Blick auf die Menschen in Hemer lenken, die von dem Autobahnende betroffen sind. Denn für eine Bürgermeisterin ist es eine Aufgabe, die Interessen aller Menschen einer Stadt in eine Gesamtschau einzubeziehen und alle Interessen abzuwägen. Fest steht, dass der Bau der A46 bis zur B515n in Menden die B7 entlasten wird. Die Verminderung um ein Fünftel bedeutet gerade im innerstädtischen Stop and Go-Verkehr eine überproportionale Verbesserung.

Diese Belastungen auf eine Umgehungsstraße zu verlagern, ist daher positiv zu sehen. Um hier negative Auswirkungen zu minimieren, kann beispielsweise über eine Geschwindigkeitsbeschränkung nachgedacht werden, wofür ich mich persönlich einsetzen werde. Wie wichtig diese Entlastung ist, bekomme ich in meinen Gesprächen mit Einwohner*innen in Hemer gespiegelt.


Der immense Innenstadtverkehr mit seinen Gefährdungen, insbesondere für Kinder und in der Mobilität eingeschränkte Menschen, wird mir regelmäßig als erhebliches Negativkriterium für das Leben in Hemer genannt. Da die B7 mitten durch das Stadtgebiet führt, stellt die hohe Verkehrsbelastung durchaus eine Gefährdung für Anwohner dar. Um Sicherheit im Straßenverkehr zu schaffen, halte ich es für sinnvoll, Verkehrsströme voneinander zu trennen. So sollten beispielsweise Radwege -wann immer möglich- räumlich getrennt von Fahrspuren angelegt werden. Mit Blick auf die Schulkinder, deren Schulen im Einzugsbereich rund um die B7 liegen, ist es folgerichtig, den Fernverkehr aus der Innenstadt herauszuhalten.


Der Weiterbau dient mithin sowohl der Sicherheit als auch der Leichtigkeit des Straßenverkehrs. 
Der Weiterbau der A46 ist mit guten Gründen als vordringlich eingestuft. Es dient einem Lückenschluss und ist kostengünstiger als ein Neubau. Eine beachtliche Belastung der Nachbarstadt Menden wird in einem Gutachten, von den Städten Iserlohn, Menden und Hemer in Auftrag gegeben, verneint.
Im Übrigen ist eine gute Verkehrsanbindung auch mit Blick auf Arbeitsplätze sinnvoll. Die Unternehmen profitieren nicht für Ihre Waren- und Dienstleistungen von einer verbesserten Logistik. Auch dem zukünftig zu befürchtenden Fachkräftemangel kann so begegnet werden.  


Während der Planungen ist selbstverständlich darauf zu achten, die Eingriffe in Natur und Landschaft möglichst gering zu halten.

Mit freundlichen Grüßen,
Christa Kunze
 

Statement Roland Schröder, Bürgermeisterkandidat Menden

Als Bürgermeister der Stadt Menden ist es mein erklärtes Ziel, Mobilität lokal wie regional neu und innovativ zu denken. Nur eine intelligente Vernetzung aller Verkehrsträger, vom Auto über den ÖPNV, Radwege und sichere Fußgängerbereiche wird den Anforderungen eines zu Recht bestehenden An-spruchs auf komfortable Mobilität (ob beruflich oder privat) und Klimaschutz und nachhaltigem Handeln gerecht. Dies kann nur in direkter Zusammenarbeit mit unseren Nachbargemeinden geschehen. Neben modernen Verkehrsleit- und aufeinander abgestimmten Ampelsystemen gehört vor allen Dingen der ÖPNV in den Fokus. Der Blick auf eine Landkarte verrät sehr schnell: Menden, Hemer, Iserlohn und auch Fröndenberg sind eng miteinander verwobene, zusammengewachsene Stadtbereiche, so dass wir nicht in erster Linie Mobilität im ländlichen Raum betrachten müssen, sondern städtische Verkehrsprobleme gemeinsam angehen müssen. Die Pendlerströme zwischen diesen Städten sind immens und es ist unsere Aufgabe, diese nach neuesten Erkenntnissen verlässlich zu entwickeln, so dass die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel eine schnelle Alternative zum Individualverkehr darstellt. Dies beinhaltet auch eine bessere Anbindung in Richtung Ruhrgebiet.

Auf diese Weise wird unsere Stadt in ihrer unvergleichlichen Landschaft auch für junge Familien wieder ein attraktiver Lebensraum und kann gleichzeitig Ziel für Tagestourismus werden. Unsere Natur ist ein wichtiger Baustein, der durch die Autobahn unwiderruflich zerstört würde. Wenn die für den Bau einer Autobahn geplanten Gelder in intelligente, regionale Verkehrskonzepte investiert werden, können wir den Bedürfnissender zahlreichen Pendlerinnen und Pendler ebenso gerecht werden wie den unbestreitbaren Anforderungen des Klimaschutzes.

Der Hinweis einiger Autobahnbefürworter, Menden werde von der Autobahn nicht berührt, da diese unsere Stadt komplett untertunnelt durchlaufen würde, halte ich für brandgefährlich und unverantwortlich! Zu glauben, dass der Bund die hierfür notwendigen, erheblichen Mittel für ein vergleichsweise kleines Teilstück zur Verfügung stellen wird, ist entweder naiv oder berechnend. Im Falle des oberirdischen Baus mit Aufstelzung und Brücken über unseren Köpfen können die Autobahnbefürworter zwar sagen „Wir haben einen Tunnel gewollt!“ – Landschaft und Natur bleiben jedoch unwiederbringlich zerstört. 

Die Mendenerinnen und Mendener, der Bürgermeister, Politik und Verwaltung sind gut beraten, sich für ein modernes und integriertes Verkehrskonzept ohne Autobahn einzusetzen.

Roland Schröder

Sebastian Arlt, Bürgermeisterkandidat Menden

Der Rat der Stadt Menden hat bereits durch Beschlüsse aus den Jahren 2000 und 2004 eine klare Position zu einem möglichen Weiterbau der A 46 eingenommen und dabei folgende Voraussetzungen formuliert: 

1.Keine Zerschneidung des Stadtgebietes durch Brückenbauwerke u. ä., 
2.Untertunnelung des Hönnetals als Alternative, 
3.Durchgehende Ausgestaltung als Autobahn; also keine Kombilösung wie derzeit mit A 46/B 7, und 
4.Realisierung in einem Zug; also keine zeitliche Stückelung der Baumaßnahme. 

Unter diesen Vorgaben ist auch für mich eine Lösung denkbar. Offensichtlich erfüllt der planerische Ansatz des Bundesverkehrswegeplanes 2030 diese Voraussetzungen jedoch nicht. Von daher wäre es als Bürgermeister meine Aufgabe, alle politischen und rechtlichen Hebel in Bewegung zu setzen, um die derzeit avisierte Lösung konsequent und nachhaltig zu verhindern und auf die Einhaltung der durch den Rat formulierten Vorgaben zu drängen. Und dafür stehe ich ein. 

Im Übrigen stehe ich für eine Stärkung des innerstädtischen und regionalen Fahrradverkehrs ein, weil ich darin kurz- und mittelfristig die größten Chancen sehe. Dazu zählen neben Fahrradwegen auch zeitgerechte Abstellplätze im öffentlichen Raum und an Schulen sowie ein Fahrradübungsplatz für Kinder und Jugendliche. Gemeinsam mit den Stadtwerken werden wir aber auch an einer Optimierung des Fahrzeugverkehrs arbeiten. 


Sebastian Arlt

Statement Andreas Nolte, Bürgermeisterkandidat Menden

Wir stehen vor einer tiefgreifenden Verkehrswende. Die Mobilität der Zukunft wird völlig neu gedacht. Da passt es nicht ins Bild, an den in den 60er-/70er Jahren des vergangenen Jahrhunderts entwickelten Plänen der A46 festzuhalten. 
Ich spreche mich anstelle des Weiterbaus der A46 für die Suche nach alternativen verkehrsintelligenten Lösungen aus.
Menden ist jetzt schon gut an das Autobahnnetz angebunden. Es bedarf nur weniger Minuten, dann hat man die Autobahnen in Iserlohn, Neheim oder Unna erreicht.
An den weiteren Entwicklungen in Menden geht der geplante Weiterbau der A46 größtenteils vorbei. So wird beispielsweise das entstehende große Gewerbegebiet Hämmer verkehrlich nicht von dieser Autobahn profitieren. 
Außerdem lehren die an vielen anderen Stellen gemachten Erfahrungen, dass Autobahnen oder besser gesagt, Autobahnauf- und abfahrten häufig zusätzlichen Verkehr verursachen. 

Aus städtebaulicher Sicht kann ich den Weiterbau der A 46 ebenfalls nicht befürworten. Ich möchte nicht mitverantwortlich dafür sein, dass das noch in der Entstehung befindliche Naherholungsgebiet „Oeseteiche“, unser schönes, sehr gut besuchtes Naherholungsgebiet „Hexenteich“ sowie die zusammenhängenden großen Mischwaldgebiete von der Waldemei bis nach Oesbern durch ein riesiges Straßenbauwerk, teilweise auf Betonpfeilern stehend, zerschnitten und im Grunde dadurch zerstört werden. Außerdem spricht neben der massiven Vernichtung von Natur- und Lebensraum auch der weithin belastende Geräuschpegel der Schnellstraße gegen ihren Weiterbau.

Als Bürgermeister werde ich mich anstelle des Weiterbaus der A46 auf allen Ebenen für eine moderne, den verkehrlichen Anforderungen der Zukunft gerecht werdende Verkehrsplanung einsetzen.   

Andreas Nolte
 

Statement Martin Micalzik, Bürgermeister Wickede (Ruhr)

Zunächst einmal herzlichen Dank für Ihr Schreiben und Ihre Einladung, mich als Kandidat für das Bürgermeisteramt zu äußern. Ihre Forderung nach einer zukunftsfähigen, umweltschonenden und klimagerechten Mobilität teile ich gerne. Aus meiner früheren Arbeit im NRW-Umweltministerium weiß ich aber auch, wie komplex und schwierig es ist, diese Worte in Wirklichkeit umzusetzen. Wie kann es tatsächlich überzeugend gelingen, sowohl dem Klima- und Umweltschutz sowie den berechtigten Interessen vieler Menschen Rechnung zu tragen, die auf gute und zügige Verkehrsverbindungen täglich angewiesen sind?


Unsere Gemeinde ist zudem ein beachtlicher Industriestandort mit Unternehmen, in denen die Wettbewerbsfähigkeit und die Arbeitsplatzsicherheit auch stark von Logistikketten ab hängt - oft über Deutschlands Grenzen hinaus. Die Nähe zur Autobahn A44 mit Anbindung an die A1 und A2 sowie zur A445 und auch der Anschluss an die Eisenbahn im Ruhrtal sind sicher Standortvorteile für uns. Zum Lückenschluss bringen in Wickede (Ruhr) Bürgerinnen und Bürger Argumente vor, die es bei Pro- und Kontra-Positionen verdienen, ernsthaft gehört zu werden. Die Interessenlagen unterscheiden sich u.a. nach Wohnlagen, z.B. zwischen Anliegern der Hauptstraße und Einwohnern in Wimbern.


Auch habe ich den Eindruck, dass es eher mehr Verkehr gibt. Familien haben heute oft mehrere PKW. Sonderfahrzeuge wie Wohnmobile kommen dazu, Durchgangs- und Zielverkehr mit Liefer- und Lastwagen. Das bereitet Probleme, z.B. im Parkraum. Ob, in welcher Form und wie rasch sich da eine ,,alternative Mobilität“ gestalten lässt, die entbehrlich macht, unser Straßennetz zu ertüchtigen, ist noch sehr schwer abzusehen. Zur A 46: Das Straßennetz in unserer Region ist mir ebenso bekannt wie die unterschiedlichen Linienvarianten für die A46 bzw. B7neu zwischen Menden und Neheim, vor allem auf unserem Gemeindegebiet. Auch wirke ich für Wickede (Ruhr) als Bürgermeister in den Dialoggremien mit, die aktuell Optionen für den Lückenschluss prüfen und Entscheidungen vorbereiten sollen.

Beim Lückenschluss der A46 bzw. B7neu hat das einst starke Argument der besseren Anbindung des Hochsauerlandes nach Westen (Rhein/Ruhr-Raum) mit der steten Nordverschie-bung der Linien - immer näher an die A44 - für mich viel an Überzeugungskraft verloren.
Dies führte schließlich zu einer Planung, bei der Wickede (Ruhr) durch Autobahnen auf gleich drei Seiten eingefasst worden wäre: Schlückingen im Norden, Echthausen im Osten und Süden, Wimbern im Süden). Diese Perspektive, die nur mit Knotenpunkten im Ruhrgebiet vergleichbar ist, halte ich für unverträglich.

Die aktuelle Vorgabe des Bundesverkehrswegeplans, nun mit einer Bundesstraße zu planen, nimmt das etwas zurück. Das finde ich richtig. Aber auch hier bleibt nach meiner Kenntnis der örtlichen Verhältnisse fraglich, ob sich dafür tatsächlich eine Straßenführung finden lässt, die zu den hohen Schutzbelangen von Natur und Landschaft passt ist und dem Anwohnerschutz in Wimbern und Echthausen z.B. hinsichtlich Lärm entsprechen kann. Auch die damit verbundenen Flächenverluste und Zerschneidungen in der Landschaft unserer ohnehin flächenkleinen Gemeinde sehe ich mit Sorge und als Einbuße an Lebensqualität. Dies ist meine aktuelle Sicht auf Ihre Frage. Ich möchte mit einem abschließenden eigenen Urteil aber noch die anstehenden Gespräche in den Dialoggremien abwarten. Das halte ich für sachlich richtig und für politisch fair. Darüber hinaus bleibt der Bürgermeister - ungeachtet seiner persönlichen Auffassung – in solchen Fragen stets an die Beschlusslage der Gemeindevertretung, also des Rates, gebunden. Insofern steht sicher in einiger Zeit auch eine Befassung des am 13. September neu zu wählenden Gemeinderates mit den Ergebnissen der Dialoggespräche an, um die offizielle Position dazu für die Zukunft zu bestimmen.


Martin Michalzik

Statement Inga Westermann, Bürgermeisterkandidaton Wickede (Ruhr)

Ihre Frage nach meiner Position als künftige Bürgermeisterin in Wickede (Ruhr) zum geplanten Bau der A46/B7n zwischen Hemer, Menden, Wickede-Wimbern und Arnsberg beantworte ich hiermit gerne.

Gehen Sie bitte davon aus, dass ich mich - in Abstimmung mit allen Beteiligten - für eine zukunftsfähige und klimagerechte Verkehrsplanung einsetzen werde. Für mich ist es wichtig, alle Daten und Fakten bezüglich des Projektes A46-B7 zu bewerten. Dazu gehört auch die genaue Betrachtung des derzeitigen Planungsstandes.

Aus diesem Grunde habe ich mir den derzeitigen Sachstand hierzu sowohl vom Landesbetrieb Straßenbau NRW als auch aus dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur eingeholt.

Laut Landesbetrieb Straßenbau NRW gibt zwei „theoretische Korridore“ für die A 46 -B7
1) von Hemer aus kommend, dann nördlich des Luerwaldes geführt (die BVWPTrasse) und schließlich der Anschluss an die BAB 445 nördlich von Arnsberg-Neheim
2) von Hemer aus kommend, dann südlich des Luerwaldes geführt mit Anschluss an die BAB46 südlich von Arnsberg-Neheim

Konkrete Trassen für eine Kombination A46 mit dreizügiger B7 gibt es derzeit NICHT.
Dafür müssten die sogenannten Raumwiderstände im Untersuchungsbereich erst ermittelt werden. Hierzu sind wiederum Kartierungsarbeiten im Untersuchungsraum notwendig. Diese Arbeiten sind ausgeschrieben.
Sobald die Widerstandskarte vorliegt, werden erst dann mögliche Trassenverläufe gesucht und auf deren Realisierbarkeit geprüft.

Das Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur fasst den Sachstand wie folgt zusammen:
Ein Zeitrahmen für den Prozess kann derzeit nicht benannt werden. Erst wenn der Übergang von der A46 zur B7 bei Menden aus der Linienbestimmung der B7 festliegt, kann die A46 weiter geplant werden.
Zusammenfassend kann gesagt werden:
Derzeit gibt es weder eine konkrete Trassenplanung noch liegt ein Zeitrahmen für Baumaßnahmen vor.
Als Bürgermeisterin werde ich die weiteren Schritte des Planungsverfahrens stets aufmerksam und kritisch begleiten.

Dabei leiten mich folgende Fragen:
• Wie sieht die Belastung durch eine Trasse für Wickede (Ruhr), insbesondere Wimbern und Echthausen aus?
• Welche Gebiete, insbesondere Waldgebiete, wären betroffen und würden möglicherweise zerschnitten?
• Wie werden die konkreten Auswirkungen auf Mensch, Tier und Umwelt bewertet?
• Wie erhalten wir wertvollen Lebensraum für Tier und Mensch?
• Wie werden Verkehrsströme und deren Veränderungen bewertet?

Kurzgefasst: Wie wirkt sich ein Lückenschluss auf die Bürgerinnen und Bürger – insbesondere in unserer Gemeinde - und auf unsere Heimat aus.

Meine Forderungen sehen daher wie folgt aus:

- Wertvolle Waldgebiete und Grünzüge erhalten
- Lebensraum von Tier und Mensch schützen
- Mensch und Tier vor Lärm und Schadstoff-Belastung schützen
- Wassergewinnungsgelände sichern
- Verkehrsbelastung für Wickede (Ruhr) nachhaltig reduzieren
- Wickede (Ruhr) mit moderner Mobilität zukunftsfest machen

Inga Westermann

Statement Rainer Busemann, Bürgermeisterkandidat Ense

Zunächst möchte ich mich bei Ihnen und Ihrer Gruppeninitiative für die Kontaktaufnahme bedanken.

Der geplante Lückenschluss der A46, mittlerweile auch durch einen dreispurigen Neubau der B7, beschäftigt die betroffenen Kommunen bereits seit vielen Jahren, da bei der Planung der Trasse verschiedene Faktoren berücksichtigt werden müssen.

Ein wichtiger Faktor ist, dass durch eine mögliche Trassenführung Verkehrslärm entstehen würde, der vor allem die Bürgerinnen und Bürger in den westlichen Enser Ortsteilen (Waltringen, Hünningen und Lüttringen) belasten könnte. Die westlichen Ortsteile haben bereits jetzt viele Belastungen zu tragen, zum Beispiel durch die vorhandene A445, den Flugplatz Arnsberg-Menden oder die dortige Motocross-Strecke in Voßwinkel.

Ein weiterer Faktor ist selbstverständlich der Umweltaspekt. Als Bürgermeisterkandidat der Gemeinde Ense liegt es mir besonders am Herzen, dass unsere Gemeinde grüner wird und den Umweltschutz weiterhin voranbringt. Daher werde ich dafür kämpfen, dass die Interessen der Enser Bürgerinnen und Bürger bestmögliche Berücksichtigung finden und ein möglicher Trassenverlauf, sowie der Anschlusspunkt an die A445 möglichst weit nach Süden gelegt werden. Dieses Ziel entspricht auch dem 2008 gefassten Beschluss des Enser Gemeinderates, der sinngemäß 2019 einstimmig bestätigt wurde.

Damit langfristig eine Entlastung der Verkehrsnetze realisiert werden kann, sollte -ganz allgemein- vor allen Dingen daran gearbeitet werden, einen Teil des Güterverkehrs von den Straßen zu bekommen. Meiner Ansicht nach ist es eine sinnvollere Variante, den Güterverkehr innerhalb weiter Teile Deutschlands auf Schienen umzulegen. Demzufolge könnte auf viele Lastkraftwagen verzichtet werden, was hinsichtlich des Klimawandels enorm vorteilhaft wäre.

Bei meiner Kandidatur habe ich mir jedoch auch die Wirtschaftsförderung auf die Fahne geschrieben und möchte die Betriebe in der Gemeinde Ense fördern und stärken. Dieses Ziel lässt sich gemeinsam beziehungsweise im Einklang mit ökologischen Gesichtspunkten erreichen. Meiner Auffassung nach besteht hierin folglich kein Widerspruch.

Unsere Gemeinde wird in Zukunft zum Beispiel die Wirtschafts- und Feldwege digital aufnehmen. Daraus muss dann ein Konzept für Fahrradwege geschaffen werden, wobei es mein Ziel ist, dass eine direkte Anbindung an unser Gewerbegebiet in Ense-Höingen entsteht. Somit würden wir vielen Bürgerinnen und Bürgern in unserer Kommune die Möglichkeit bieten, ihren Arbeitsplatz bequem mit dem Fahrrad zu erreichen.

Des Weiteren werde ich mich dafür einsetzen, dass unsere ortsansässigen Betriebe ihren Mitarbeitern sogenannte Firmenfahrräder zur Verfügung stellen. Dies ist ein vergleichbares Konzept wie mit den klassischen Firmenwagen. Die Firmenfahrräder könnten für die Mitarbeiter zusätzlich an Attraktivität gewinnen, indem man ihnen durch die Nutzung dieser neuen Option einen geldwerten Vorteil ermöglicht.

Auch die Thematik rund um die Elektromobilität und Hybridfahrzeuge muss weiter forciert werden. Deshalb ist es für mich von essentieller Bedeutung, die Infrastruktur in der Gemeinde Ense so weiterzuentwickeln, dass eine entsprechende Zahl von Ladestationen zur Verfügung stehen. Dadurch würde die Nutzung von Elektroautos in der Gemeinde Ense zusätzlich an Reiz gewinnen.

Ich wünsche Ihnen, geprägt durch die Corona-Pandemie in erster Linie Gesundheit und das wir gemeinsam einen zweiten Lockdown verhindern.

Rainer Busemann
 

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